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muss für die Flinte ein Maßschaft sein?

Gutsnobrain • Sept. 04, 2017

Nein! unter gewissen Voraussetzungen! Du hast das seltene Glück, dass die Maße deiner Flinte passen. Wie oft kommt das vor? Nur bei absolut durchschnittlich gewachsenen Menschen, denn für die sind die Waffen von der Stange gedacht.Für alle anderen gilt: noch nicht mal so selten, wenn man mit solala zufrieden ist. Ist solala gut genug? Entscheide, was ist dir Treffen wert?

Warum lasse ich nochmal ein paar Worte vom Stapel, wo man doch meinen sollte, alles ist schon gesagt und das Wissen hat in den Köpfen Fuß gefasst.
Mit Nichten und Neffen. Du denkst noch jetzt hat es der Letzte verstanden, da kommt einer der Forumsurgesteine daher und empfielt einem Linksschützen alternativ einen gerade geschäfteten Schaft, eine Mißgeburt, die Niemanden passen kann. Was mit einer Büchse noch angehen mag, vom Hochsitz aufgelegt, geht schon beim Flüchtigschießen so garnicht. Auch der Meisterschütze aus den Wildschweinhaumichtotfilmen schießt maßgeschäftet. Und Flinte ohne all den Zielschnickschnack braucht den absolut passenden Schaft. Er ersetzt all die Zielhilfen.

Mein Großvater fand einst auf der Bahnhofstoilette eine Brille. Aus Neugier setzte er sie auf und der sofort eintretende Aha-Effekt bewog ihn, sie nie mehr abzulegen. War diese Brille optimal. Sicher nicht. Wie oft haben zwei Menschen die identische Fehlsichtigkeit, den gleichen Augenabstand und den gleichen Kopf. Aber sie passte ihm gut genug, um nicht nach Besserem zu suchen.

So oder ähnlich geht es praktisch allen Flintenbesitzern mit ihren Schäften in Good Old Germany. Der Schaft von der Stange, der "One Size Fits All" genügt. Allenfalls wird noch an der Schaftlänge mehr oder weniger kompetent herumgewurschtelt.

Wenn von der Sehfähigkeit aber Menschenleben abhängen können, dann stellen wir Forderungen, und sie sind unterschiedlich hoch gehangen, je nach Gefahrenpotential. Für den Führerschein noch recht niedrig, für einen Tornadopiloten deutlich höher.

Unter den Schützen eines anspruchsvollen Events haben alle eine lange Phase des Lernens hinter sich, auch der Anpassung der Flinte. Unter den Teilnehmern der Deutschen Meisterschaft im Parcours sind die unverbastelten Schäfte in der absoluten Minderheit.

Wenn beim Schießen der örtlichen Jägervereinigung einer immer heraussticht, lasst euch doch nicht für dumm verkaufen. Der hat nicht das Talent für sich gepachtet, nein, der sieht schlicht besser.

Was meine ich damit. Seine Sehkraft ist nicht besser als die Deine. Aber er sieht immer und ohne Mühe dahin, wo die Flinte ihre Läufe richtet, wenn sie in der Schulter angekommen ist. Oder besser umgekehrt, die Flinte wird im Anschlag gezwungen dahin zu zeigen, wo der Schütze hinschaut. Wenn Du nur Kleinigkeiten im Anschlag korrigieren mußt, Dich der Flinte anpasst, fast nicht fühlbar, so wird es nichts mit den guten und sehr guten Trefferprozenten.

Nur wenig tiefer oder höher mit dem Kopf an der Waffe macht auf dreißig Meter gleich einen halben oder mehr Meter Hochschuss aus. Glaubt irgendwer, dass solche Korrekturen im Moment einer entscheidenden Wettkampftaube fehlerfrei gelingen?

Der Schütze des kleinen Filmchens unten ist schon ein ganz, ganz Guter, aber wie würde er abheben, wenn mit einem optimierten Schaft sein Anschlag konstanter wäre. Beachtet, wie er seinen Kopf bei jedem Anschlag unterschiedlich zur Flinte senkt. Dabei sollte der Kopf sich garnicht bewegen.

Dann gibt es immer wieder mal die Empfehlung mit den Maßschäften zu warten, bis sich der Anschlag stabilisiert hat, was immer das heißt. Quatsch mit Soße! Das kostet Zeit, viel Geld und frustet ohne Ende. Mein Weg war, mehr zufällig, ganz anders und mein Ratschlag ist daher ein ganz anderer.

Schau zu, schau zu, schau zu immer wieder, was machen die Kerle die treffen. Kauf dir eine billige gebrauchte Flinte und fang das Üben an. Ohne Schuss, trocken vor dem Spiegel. Ahme nach und nimm Säge, Sandpapier und Feile zur Hand, kleb was an oder drauf und manipulier den Schaft bis er passt wie ein eingelaufener Bergstiefel. Dein Kopf steht still, die Flinte wandert, später fliegt sie zur Wange, findet dort ihren gewohnten Ort und die Schulter kommt von hinten und stützt sie. Dein Führauge schaut schnurstraks die Laufschiene runter und der Hochschuss stimmt. Korn und Hilfkorn, so vorhanden, bilden eine Acht.
Dann gehst Du wieder zum Tontaubenstand, denn jetzt erst fängst Du an zu lernen. Alles vorher war zu sehr dem Zufall unterworfen.

Seid nicht zufrieden, bis die Waffe paßt. Last euch mal beim Anschlag filmen, das entlarvt. Der Schütze im Film bräuchte vermutlich eine ein wenig mehr gesenkte Flinte und eine Schaftverstellung oben drauf, um etwas Höhe zu gewinnen.
Eine halbwegs preiswerte Methode ist heute die Nutzung einer Schaftverstellung und die gibt es nicht nur für oben sondern auch für die Schaftlänge. Beretta gönnt sowas seiner UGB Xcel. Das gibts auch so im Handel, dann kann man Länge, Schränkung, sogar Pitch und Senkung in Grenzen modifizieren.

Meine erste war eine SKB 500 1972 und es tat weh den Schaft zu schmirgeln, denn für mich war sie teuer und der Schaft wies als er endlich passte eine deutliche Delle auf. ( war zu gerade geschäftet für mein breites Gesicht) aber sie brachte mir den DJV Juniorentitel 1975 mit 29/0 ( zweite Doublette Hochhaustaube ging mir aus)
Was dann folgte war Dummheit und eine lange Lernphase bis ich endlich wieder eine passende Flinte besaß. Und passen, das heißt noch etwas mehr, als der Schaft paßt. Ist es das Wichtigste, so ist es doch nicht alles. Aber darüber steht weiter vorne im Blog schon genug.

Was ist also am Ende meiner Auführungen die Quinteszens. Du hast den Ehrgeiz und willst treffen, dann sei nicht mit "one size fits all" zufrieden. Überprüfe, ob du dich der Flinte unterwirfst. Ein Senken des Kopfes hier, ein Strecken des Halses da oder ein Neigen des Kopfes alles das darf nicht sein. Zwinge die Flinte in die Bahn. Eine preiswerte Möglichkeit habe ich aufgezeigt.


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