Zwei Exoten im Clinch UGB25 Xcel versus Cosmi
Die Diva und das Arbeitspferd...oder doch anders herum?

Da hatte ich vor vielen Jahren von einer Selbstladeflinte gelesen, die nahezu keinen Rückstoß habe. Selbst noch in der Jungjägerausbildung und ohne eigenes Einkommen lies ein Blick auf den Preis damals jede Hoffnung fahren, jemals in den Besitz einer solchen zu kommen. Heute mehr als vierzig Jahre später hab ich sogar zwei, eine für den Stand und eine für die Jagd.
Herausragendes Merkmal dieses Selbstladers, er läßt sich öffnen, wie jede normale Flinte und zeigt so dem Nachbarschützen, hier droht keine Gefahr. Eifersüchtig bewacht Cosmi sein Patent, kann doch die gesamte Familie, Generation auf Generation, bis heute davon leben.
So ganz ohne Rückstoß ist sie nicht, Physik läßt sich nicht betrügen, aber der Rückstoß wird im Spiel der gegenläufigen Federn des Rückstoßladers über ein kurzes aber entscheidendes Intervall in kleinen Portionen an die Schulter weiter gegeben. Anstatt eines kurzen Schlages in die Schulter ist es hier mehr ein fühlbares "Rollen" an der Schulter, derart verzeihender, dass ich berichten kann, auch 1500 Schuss an einem Tag gehen, trotz Stahlkappe, spurlos vorrüber. Dass sich wie auf einer Lafette das Geschütz bei der Cosmi Lauf und Verschlußeinheit für den Bruchteil einer Sekunde auf den Schützen zu bewegt ist leicht gewöhnungsbedürftig, wird aber bald vergessen. Für Cordoba und Ähnliches gibt es nichts besseres. Alle 1200 Schuss verlangt sie aber nach Ölung sonst steht dem Repetieren der Trockenlauf des Verschlußblockes im Weg. Nicht zuletzt empfiehlt Cosmi ein Diesel Motorenöl als Overallpflege.
Es dauerte bis ins neue Jahrtausend, bis eine weitere Konstruktion einer brechbaren Selbstladerflinte ihr Glück auf dem Markt suchte. Die Beretta UGB25 Xcel.
Ist die Cosmi eine Jagdflinte mit Potenzen am Stand, dann ist die Beretta ein kompromisloses Sportgerät mit weitaus weniger Eignung zur Jagd.
Erstere schöpft für die Auslandsjagd alle Magazinkapazität aus (7+1) und ist unkompliziert sofort wieder deutsch reduziert auf 2+1. Das Magazin liegt im Schaft und läßt so einen überaus schlanken Vorderschaft zu. Die UGB25 Xcel hat einen gewohnt klobigen Vorderschaft, wie man es von SLF gewohnt ist, nur hier versteckt sich nicht das Magazin sondern Teile des Repetiermechanismusses. Die Zweite Patrone wird von einem Ladelöffel rechts vor dem Zuführungsschacht sichtbar außen gehalten. Mit dieser Zweiten ist dann aber auch Ende Gelände. Mehr als zwei Schüsse kann die Beretta nicht. Dafür ist der Auswurf gut gewählt nach unten und belästigt so Standnachbarn nicht. Die Cosmi wirft konventionell nach rechts aus.

Auch die Beretta hat ein sehr sanftes Rückstoßverhalten, wie bei der
Cosmi in Teilen dem Repetiermechanismus gedankt, aber auch ihrem
Gewicht. So wiegt meine ein Pfund mehr als die Cosmi. Dennoch tun sich
beide Flinten in der Balance nichts. Beide fühlen sich für einen
normalwüchsigen Mann richtig an. Schwingen leicht ins Ziel und folgen
auch vermeintlich langsamen Tauben ohne leicht ins "Stehenbleiben" zu
verfallen.

UGB25 Xcel
Die UGB25 Xcel kommt von Hause aus
mit einem umfangreich zu verstellenden Schaftsysthem daher und kann so
in Grenzen an jeden Kopf und jede Schulter angepasst werden. Die Cosmi
kommt wenn gewünscht mit vorbestimmten Maßen zum Kunden. Dieser sollte
schon wissen was passt. Aber Maßschaft ist in dieser Preisklasse vom
Hersteller einkalkuliert und auch das Holz zeigt Klasse und entspricht
so auch in der Basisversion mindestens einer 7 oder höher. Aber auch
Beretta kleidet ihr SLF Schlachtschiff nicht in Lumpen und wählt ein
gefälliges Nussbaum so um die Klasse drei. Für den Gebauchtmarkt ist so
die Beretta die unkompliziertere Wahl. Die Cosmi braucht evtl. eine
umfangreichere Schaftanpassung.
Dafür ist bei ihr alles aus wertigem
Stahl. Beim Lauf wird zu Besonderem gegriffen, selbst wenn dadurch die
Brünnierung nicht mehr den Ton treffen kann. Alle Passungen sind feinst.
Alle Teile, selbst die verstecktesten poliert. Man sieht, man fühlt ihr
an, dieser Flintenbauer hatte die Intention für Generationen zu bauen
und für viele, viele Hunderttausende Schuss.
Bei der Beretta ist
manches aus dem leichten und gutem Aluminium, wohl um Gewicht zu halten,
trotzdem ist sie ein Pummel, aber ein bewegliches Pummel. An der
Fischhaut wird gespart. Diese ist aufgedruckt oder gelasert, die
Passungen sind SLF - typisch weit bis wackelig, kurz auf verzichtbare
Arbeitsgänge wurde verzichtet. Einzelne Bauteile sind filigran und
dürsten danach verbogen zu werden, andere wollen schlicht verloren gehn.
Wie lange solch eine Flinte im Dauergebrauch durchhält, muss sie erst
noch beweisen. Die Cosmi gibt es mehr als siebzig Jahre länger und es
tauchen immer noch niedrigste Fertigungsnummern in besten
Erhaltungszustand auf. Und ähnlich der K80 von Krieghoff geht auch hier
das Gerücht von der 1 000 000 Schuss Flinte ohne Probleme herum.
Die
Cosmi hat ebenfalls ein Sammelsurium an Zusatzteilen im Koffer. Dies
sind zusätzliche Federn, mit diesen ist sie in der Lage jede
Schrotpatrone zu repetieren, auch Subsonic, nur ist ein ca. 5 minütiger
Umbau fällig. Die Beretta behauptet vollmundig dies mal eben so aus dem
Ärmel zu schütteln, scheitert aber öfter schon mal an 24Grammis.
Die
Laufschiene der Cosmi ist konventionell gelötet, die der Beretta wie es
zur Zeit Mode scheint nur aufgesteckt bzw, geschraubt und baut recht
hoch. Dies bringt den Lauf nach unten und mindert Hochschlagen desselben
im Schuss. Im Gebrauch beider Flinten wird der geminderte Rückstoß
vergleichbar erlebt. Die Schnellere auf der zweiten Taube zu sein, kann
keine für sich beanspruchen.
Die Haptik beider Flinten und ihre
Akkustik könnte verschiedener nicht sein. Kommt die Cosmi mit der
Anmutung und einer Geräuschkulisse a'la Maibach oder Rolls Royce daher,
tut es die Beretta auf Ladaniveau. Dies spiegelt sich aber auch im
Preis. Die Cosmi kostet leicht das Vierfache, und startet so um die 13
000 neu. Die UGB25 Xcel hat ihr kurzes Leben bereits hinter sich. Im
aktuellen Katalog fehlt sie. Es gibt sie wohl nur noch am
Gebrauchtmarkt. Meine kam für knapp 1300 zu mir und war so nur um etwas
mehr als ein Drittel des angestrebten Neupreises zu haben. Beretta hat
sich wohl in der Akzeptanz der Kundschaft für gute aber ungewohnte
Konzepte geirrt. Die Flinte hätte mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt.
Für den ambitionierten Systeme Sammler ist sie ein Muß, aber auch für
den rückstoßempfindlichen Tontaubenschützen ist sie eine Überlegung
wert, sie bietet mehr Comfort als andere Selbstlader.
Wer Freude
an ausgefallenen Konstruktionen hat, am Besonderen, ist mit beiden
Flinten gut beraten. Mit beiden kann man ganz oben am Treppchen stehen.
Beide ziehen die Blicke auf sich und bahnen auch Gespräche an. Wer aber
am Schiesstand in sich selbst versenkt seine Treffer zählen will ist mit
konventionellerem besser dran. Für die Jagd hat die Cosmi mehr zu
bieten, dafür war sie gedacht und gemacht.
Und so repetieren sie