Geschwindigkeitsmesser
Braucht das ein Flintenschütze?

Das alle Patronenhersteller ein sehr optimistisches Bild ihrer eigenen Produkte haben, war mir schon zu Ohren gekommen. Die eine oder andere Patronensorte gilt oder besser galt als richtig schnell. Gerne war der Unbedarfte bereit den einen oder anderen Cent Mehrkosten zu tragen. Hier auf Treu und Glauben angewiesen zu sein, wurmte mich und so entstand der Wunsch, dies kontrollieren zu können.
Verschiedene Erfinder haben sich dem Problem gewidmet und unterschiedliche Lösungen geliefert. Meist wird Induktion genutzt. Die Systeme sind für den Flintenschützen mäßig geeignet. Teils weil das Instrument mündungsnah montiert wird, was bei einer Schrotladung mißlich sein kann oder seine filigranen Ärmchen umschließen den zu durchschießenden Luftraum. Ebenfalls recht anfällig.
Ein Produkt arbeitet nach einem gänzlich anderen Prinzip.
Jeder sich im Überschall bewegende Körper schiebt eine Schockwelle vor sich her. Die Zeitdifferenz ihres Eintreffens am vorderen sowie dem hinteren Sensor wird zur Berechnung der Geschwindigkeit genutzt.
Das Gerät wird dazu ca. 3 Meter vor dem Schützen waagerecht aufgestellt, um Fehlmessungen durch die expandierenden Pulvergase zu vermeiden, und der Schütze durchschießt ebenso waagerecht den Luftraum darüber. Dabei ist das Gerät relativ tolerant gegen leichte Seiten und Höhenfifferenzen, solange der Schütze nur entlang der Achse des Gerätes schießt.

Es empfiehlt sich dazu über die Visierung des Gerätes ein entfernteres
Ziel anzupeilen und der Schütze schießt schließlich auf eben dieses
Ziel. So ist die Parallelität von Schuß und Messung gewährleistet. Solange der im Bild oben markierte Luftraum durchschossen wird ist alles paletti.
Zu
diesem Zweck haben wir das Gerät auf einen handelsüblichen
Kameraständer montiert, die Schraubenöffnung ist normiert und auf der
Unterseite vorhanden, und ausgerichtet.
Dann ging das fröhliche Testen an.
Was
haben wir gelernt? Zunächst, das Teil funktioniert zuverlässig und
einfach. Die Handhabung ist intuitiv. Patronenhersteller versprechen
ähnlich viel, wie Politiker zur Wahl. Eine als Hyperfast titulierte
Schrotpatrone lies sich aus einem Gasdrucklader nicht messen. Erst die
Bockdoppel brachte messbare Ergebnise im knappen Überschallbereich.
Überhaupt
lernten wir einige Zentimeter Lauflänge, zwischen 71 cm und 85cm, macht wenig Meßbares aus. Ein Inertiasystem schluckt da
schon ein paar Meter/sec mehr. Ein Gasdrucklader nochmals etwas mehr und
ein klassischer Rückstoßlader, wie eine Cosmi oder eine Browning A5 am
meisten. Im Durchschnitt fehlten so ca. 30m/sec.
Das so ein Gerät natürlich für die Benchrester sehr viel mehr Sinn macht ist leicht zu verstehen. Aber auch Flintenschützen kann der eine oder andere Zahn gezogen werden. So mochte eine sehr gute Schützin die Patronensorte der Marke X so garnicht. Sie sei so langsam. Ihr "Vorhaltemaß" mit dieser Patrone habe mächtig vergrößert werden müssen......
Nur haben wir eben jene Patrone unter den Schnellsten gefunden und die von ihr Bevorzugte als um im Durchschnitt 10% langsamer gemessen.
Ist doch mächtig Bauchsache, das Flintenschießen.
Bleibt zu resümieren, feine Sache das. Aber es reicht, wenn man jemand kennt, der interessehalber mal sowas ausleiht. Und überhaupt das bisserl m/sec mehr oder weniger macht den Unterschied nicht. Sauber pattern und die Patrone wählen mit dem saubersten Schussbild, und gut ist´s.