Welcher Schaft wofür?
Macht ein Palmswell Sinn, Mode oder hilfreich?
Wie ein Flintenschaft auszusehen hat, das hat sich den Anforderungen über die Jahre angepasst. Noch lange nicht alles was heute Mode oder üblich ist, ist auch den heutigen Erfahrungen gerecht werdend. Manches aus der Tradition geboren hält sich entgegen den Erkenntnissen über die Notwendigkeiten.
Unser Stilempfinden ist durch die Überlieferungen geformt und wehrt sich gegen Neues. Ein englischer Schaft ist schlicht elegant und minimalistisch. Seinen Sinn hat er aber mit Aufkommen der Einabzüge verloren. Das schnelle Zurückgleiten der hinteren Hand ist nicht mehr erforderlich. Aber gut sieht er aus!

Man kommt sich gleich vor wie ein englischer Lord, bereit die Herausforderung der "driven Grouse" anzunehmen. Aber ist dies zielführend, wenn allein Treffer zählen? Man merkte recht schnell, dass so ein englischer Schaft auch seine Tücken hat. Man suchte den Halt der Hand zu verbessern und kam über Zwischenstufen, wie Fischbauchschäfte oder Prince of Wales, zu unser heute meistgeschätzten Variante. Diese trägt aber noch die Erfahrungen vieler Kilometer Marsches mit schussbereiter Waffe in sich. Ein flacher Pistolengriff bringt das Laufende sicher und natürlich nach oben und keiner schaut unfreiwillig in die Läufe des Nachbarn. Ein steiler Pistolengriff ist nur sehr unbequem vor der Brust zu tragen. Das Handgelenk wird in eine unnatürliche Position gezwungen. So geht die Mündung nach unten und es wird unsicher für den Schützen neben Dir in der Reihe.

wohingegen im Schuss das Handgelenk bei einem steileren Pistolengriff entspannt ist. Sie Bild unten. Umgekehrt ist bei einem flachen Pistolengriff das Tragen entspannt und im Schuss das Handgelenk überdehnt.

Wäre im Bild oben der Pistolengriffwinkel flacher gewählt, das Handgelenk müßte überstrecken. Das ist der Grund warum Sportflinten, die nicht schussbereit herumgetragen werden, alle mit einem steileren Pistolengriff daherkommen.
Wenn aber schon der Pistolgriffwinkel der natürlichen Haltung der Hand angepasst wird, warum nicht auch den Griff der Anatomie der Hand anpassen? So kamen Palmswell, Daumenmulde und Fingerillen auf und in der reinsten Form gleich als Abdruck der Hand des Schützen, völlig nach ihr geformt. Macht das Sinn? Durchaus! Muss es sein? Nein, man kann auch ohne sehr gut treffen. Wer aber dem Diktat ästhetischer Argumente nicht unterliegt, wer es einmal versucht hat und auf Aussehen pfeift....will es nicht mehr missen. Für den Stand, den Wettkampf wird sich solches durchsetzen. Auf der Jagd nehm ich noch immer meine Darne, englisch geschäftet zur Hand. Am Stand nehm ich lieber meine "Prothesenflinte" weil ich mich sicherer mit ihr fühle. Die Balance einer Flinte wird nicht unerheblich durch das taktile Empfinden bestimmt. Wenn meine Hand in ihren "Handschuh" schlüpft, es fühlt sich einfach gut an.