Willste was auf die Ohren?
Gutsnobrain • 13. Januar 2019
Deine Ohren sind es wert!

Das Nutzen einer Flinte heißt, sich Schallextremen aussetzen. Das
will bedacht sein, will man nichts auf die Ohren bekommen. Nun zähle ich
schon zu den reiferen Semestern und setze mich diesem Stress für die
Trommelfelle seit meinen Zwanzigern aus. Dennoch höre ich noch sehr gut,
auch wenn ich nicht immer gehorche ;-)
Irgendetwas habe ich
richtig gemacht. In meinen Anfängen waren Ohrenschützer auf den Ständen
nicht gefordert. Daß ich seit Jahren Erfahrung mit Schallbelastung
hatte, war hilfreich. So herrschte in der Werkhalle der Mauserwerke
Neuwied, wo ich zweieinhalb Jahre dem Broterwerb nachging, stets ein
Lärm, dass eine Unterhaltung unter Kollegen nur unter Zusammenstecken
der Köpfe und lautem Schreien möglich war. Ein Ohrenschutz wurde weder
gefordert noch angeboten. Aus dieser Zeit resultiert meine Kenntnis der
Geschmacksrichtungen verschiedener Printmedien. Ein Stück
Zeitungspapier, durchgekaut in den Gehörgang gestopft, lieferte
weitgehend Ruhe im Innenohr. Übrigens auch heute noch ein gut
funktionierender Notbehelf. Doch auf dem Schießstand nutzte ich bald das
Beste, was es damals gab. Einen Kapselgehörschutz, noch ohne jeglichen
elektronischen Firlefanz, aber auf Anraten eines Ohrenarztes groß
gewählt und dicht.

Ungefähr so sahen sie aus, allerdings waidmännisch grün. Warum sie Mickeymäuse hießen ist vorstellbar.
Auf
der Jagd aber, und ich habe verdammt viele Schüsse mit der Flinte über
die Jahre gemacht, hab ich nie einen Gehörschutz getragen. War das
schlau? Vielleicht nicht, aber geschadet hat es offensichtlich nicht.
Warum aber? Weil der Schalldruck sich von der Mündung nicht gleichmässig
in alle Richtungen ausbreitet. Hinter der Flinte geht es noch, seitlich
daneben ist es schmerzhaft, vor der Flinte ist es egal, da hörst Du den
Knall nicht mehr. Nun stehen wir auf der Jagd nicht so dicht
nebeneinander, wohl aber auf dem Schießstand. Darum ist es mehr als
ratsam einen gescheiten Gehörschutz zu tragen. Ich kann und werde hier
keine Empfehlung abgeben, sondern nur über eigene Erfahrungen berichten.
Für
Brillenträger sind die üblichen Schaumstoffauflagen rund ums Ohr
regelmäßig nicht hinreichend dicht, zudem drücken sie oft unangenehm,
und es resultieren schon mal Kopfschmerzen. Gelkissen zum Dichten sind
etwas teurer, lohnen aber die Investition umgehend. Die meisten
Hersteller bieten heute diese Alternative an.
Elektronische
Sprachübermittlung und dennoch Dämpfung bestimmter Schallspitzen, ja
sogar Verstärkung erhoffter Geräusche ist heute möglich. So schützt
solch ein Gerät Dein Ohr vor dem Schalldruck des Schusses, verstärkt
aber gleichzeitig die Geräusche, die anwechselndes Wild verursacht.
Achte beim Batteriewechsel auf Häufigkeit, Haltbarkeit und nicht zuletzt
Einfachheit. Nicht alle Batterien gibt es ums Eck. Und wähle dein Gerät
nach der garantierten Dämpfung, Optik ist egal. Was manchem gar nicht
egal ist, wenn der Gehörschutz mit dem Schaft kollidiert. Teste vor dem
Kauf.
Im Gehörgang positionierter Gehörschutz hat dieses
Problem nicht. Zudem ist es im Sommer luftiger ums Ohr. Diese Teile
können heute auch mit allen elektronischen Gimmiks daherkommen. So ist
die Anwendung sicherer. Schütze und Aufsicht können kommunizieren. Das
kann schnell auch mal entscheidend sein. Das Bessere ist der Feind des
Guten. Daher sollten alle sich auf Schalldämmung beschränkenden Systeme
nur Notbehelf bleiben. Soll aber ein Gehörgangsystem gut dichten und
dennoch elektronisch fit sein, wird es schnell teuer. Meiner kommt von
da:

Und war richtig teuer. Konkurrenz belebt das Geschäft. Auf dem
Markt tummeln sich nun mehr. Frag einen Hörgeräteakustiker in Deiner
Nähe. Es sollte allerdings für dein Ohr passen. Mit dem "One Size Fits
All" ist es nicht getan. Meines wurde meinem Gehörgang speziell
angepasst, so kann die Dämpfungsleistung erst wirklich greifen.
Wer
im Alter beim Austausch der jagdlichen Erinnerungen am Stammtisch
teilhaben will, sollte heute Vorsorge tragen. Es ist eine der
gescheiteren Anschaffungen für Flintenschützen.