Aua, schwierig! Da ist Streit vorprogrammiert. Als Buben haben wir uns über die Vorzüge der Autos im Autoquartett gestritten. Wenn ich mich recht entsinne war ein Auto mit kryptischem Namen "Facel Vega" die 'schlägt fast alles andere' Karte im Spiel.
Fragen wir heute Flintenschützen einer bestimmten Richtung nach ihrer Meinung bezüglich der besten Flinte, kommen Namen wie Boss, Holland&Holland einzelne Spanier, Belgier oder Italiener und weitere zu Ohren. Andere Schützen würden Perazzi, Beretta, Krieghoff, Blaser nennen.
Wir ahnen, erstere sind Flintenverrückte, vielleicht Jäger, gar Sammler und die Zweiten sind praktizierende Standschützen mit Wettkampfambitionen.
Und so wie es kein bestes Auto gibt, gibt es keine beste Flinte...... oder doch? Es gibt sie für Dich! Es ist immer die, die Dir die meisten Treffer beschert.
So betrachtet ist die Boss in Deinen Händen vielleicht schlechter als eine Nonameflinte, aus dem Egunramsch gesteigert, mit der du triffst.
Low Budget gegen High Budget im Vergleich, siehst Du was?
Aber gibt es objektive Kriterien, die gut und schlecht unterscheiden, deine Trefferprozente mal bei die Seite gelegt? Ja die gibt es!
Zu aller erst die Materialgüte. Da gibt es große Unterschiede? Es gibt Stähle solcher Qualität, dass 2/3 dünnere Läufe möglich wären, bei gleicher Belastbarkeit. Brauch ich das? Nein, mein Leben hält auch der Lauf jeder Nonameflinte locker aus, denn die Wandstärken können sowieso dem gewünschten Gewicht zuliebe nicht beliebig dünn gewählt werden. Aber manche Hersteller zeigen mit Stolz, dass sie zum guten oder besten und sicher auch teuereren gegriffen haben, indem sie das Signum des Stahlproduzenten auf den Läufen präsentieren.
Was wird über Messerstähle philosophiert, schon mal über den Stahl deiner Läufe nachgedacht?
Heute wird zudem noch reichlich werbewirksam gezaubert. Z.B. Kryoverfahren.
Natürlich gilt das Gleiche für die Basküle. Diese kann zudem verschieden hergestellt werden. Wird der Rohling im Gesenk geschiedet und nicht spanend gewonnen wird's haltbarer.
Zweites objektives Kriterium ist die Mechanik, der Bauplan des Teiles. So sind Seitenschlösser etwas aufwendiger herzustellen als Blitzschlosse. Ejektoren machen das laden schneller und Selfopener helfen dem geschwächten Lord die Flinte zu brechen. Alles ganz chic aber kostentreibend. Wo noch etwas in die Lebensdauer investiert wird ist der Verschluss. Auch hier gibt es reichlich Varietäten und sie folgen, sofern Gewicht einkalkuliert wird, leider dem Prinzip: desto stabiler, desto teuerer.
Drittes objektives Kriterium sind Fertigungstoleranzen. Hier kann viel Manpower investiert werden und Arbeitszeit ist teuer. Ist es aber im Zeitalter von computergesteuerten Maschinen noch von gleicher Bedeutung wie früher? Sicher nicht!
Gibt es das System ohne Haltbarkeitsdefizite her, kann nach CNC-Fertigung praktisch zusammengebaut werden. Automaten sind solche Flinten und daher selbst im oberen Segment noch finanzierbar. Mit reichlich Nacharbeit ist aber jedes Produkt denkbar. Und so wie manche Uhren gegen jede Vernunft hergestellt und gekauft werden gibt es Flintenhersteller deren Alleinstellungsmerkmal eine sympatische Form des Wahnsinns ist. Muss man heute alles von Hand produzieren, hat es einen Qualitätsvorsprung?
Nicht zwanghaft, auch der kleine Schmied in Pakistan fertigt alles von Hand, dennoch wird sich sein Produkt nicht mit einer modernen CNC Flinte vergleichen lassen.
Nun kann vom ersten bis zum letzten Teil alles poliert, gar vergoldet sein. Aufwendig und Lebenszeit verlängernd oder aber sparsam den sichtbaren Abzug preiswert galvanisiert und alles, was gnädig dem Blick entzogen, gerade da geglättet, wo Reibung auftritt. Abzugswiderstände können dadurch steigen oder es wird ein aufwändigeres System genutzt, dass niedrigere garantiert. Dem Empfindlichen kann dies zu mehr Treffern verhelfen, aber ich zähle mal nicht dazu. Eine Finte ist eine Flinte ist eine Flinte.
Aber es gibt jene Flinten deren Fertigung mit dem Hauch des Geheimnisvollen daherkommt. Man ahnt die römischen Vestalinnen geradezu, die im Morgengrauen der Winterwende den schwitzenden Waffenschmieden über die Werkzeuge springen. Im Homeland der "Best Gun" sind es sicher rotblonde, sommersprossige Jungfrauen.
Andere bedienen eher den Verstand des Technikgläubigen.
Ein Loch ist ein Loch, aber, egal wie lang es ist, was kann man nicht alles hineingeheimnissen. Man kann so ein Loch einfrieren, "überboren" mit Chokes anderer und noch anderer Art versehen. Man kann Zündverzugszeiten unterhalb menschlicher Wahrnehmung gelegen noch unter die einer Stubenfliege drücken. und und und und. Nur eine ernst zu nehmende Stimme unter vielen:
http://www.chuckhawks.com/shotgun_mysteries.htm
All diese Gimmiks, notwendig? Nö, da kommt ein Könner mit einer 400 Euro-Flinte daher und beweist das Gegenteil.
Besser als gute und schlechte Flinte sollten wir zwischen preiswert, angemessen und überteuert unterscheiden. Und hier fängt der Streit spätestens an. Auch eine Mauritius ist streng genommen nur ein winziges Stück Papier, aber was kostet das? Kaum nachzuvollziehen!?
Auf dem Markt tummeln sich heute Flinten, die leicht das doppelte ihres angemessenen Preises erzielen. Marketing! Die halten sich am Markt. Dann gibt es Teile, die machen den Hersteller nicht reich. Wie lange wird es den noch geben? Und ganz am Ende stehen solche Flinten wie obige Boss. Das ist eine Mauritius unter den Flinten.
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